Freitag, 31. Dezember 2010

Neuigkeiten und Spider macht weiterhin Fortschritte


Beim Unfallhergang gibt es eine neue Variante: es kann sein, dass die Pflegerin, die verletzt wurde, Spider „hinten angeschoben“ hat, weil er anscheinend nicht in den Auslauf wollte. Spider’s angebliche Bösartigkeit löst sich jedenfalls immer mehr in Luft auf. 

Er war heute wieder sehr motiviert, nur anfangs im großen Auslauf üben die Gerüche und Markier-Stellen der anderen Hunde eine unwiderstehliche Anziehungskraft auf Spider aus. Sobald er alles fertig abgecheckt, markiert und gescharrt hat, ist er bereit für neue Aufgaben, wie sehr schön auf dem Video zu sehen ist. 




Übrigens scheint Spider auch kein Verteidiger von Essen zu sein: Nachdem ich ihm ein Kaustangerl zum Anknabbern gegeben hatte, ließ er sich ohne Probleme mit einem Leckerli davon abbringen – ich hab ihm das Stangerl natürlich nicht weggenommen. Auch wenn ich es in der Hand gehalten hab, war er völlig entspannt. 

Ich hoffe, dass er im Jahr 2011 ein schönes neues Zuhause findet!

Vorschnelles Todesurteil - Hund Spider darf weiterleben!


Wie so viele andere Tiere auch, kam Spider vor ein paar Monaten in ein ganz normales österreichisches Tierheim. Leider passierte ein Unfall: als eine Pflegerin den 4jährigen Hund im Freilauf ableinte und danach im Hüftbereich streichelte, „fiel“ Spider die Pflegerin „an“ und verletzte sie im Gesichts-/Halsbereich. Wie sich später heraus stellte, handelte es sich um oberflächliche Hautabschürfungen, ein Nähen der Wunde war nicht notwendig.

Der zuvor als freundlich bezeichnete Hund wurde sofort als extrem gefährlich abgestempelt, nach einer tierheiminternen Abstimmung stand fest: Spider ist so gefährlich, dass nur die Euthanasie die Öffentlichkeit vor weiteren Angriffen bewahren kann; offensichtlich ohne Wissen über hundliches Verhalten, ohne den Unfallshergang zu hinterfragen und ohne abzuklären, ob Spider vielleicht Schmerzen haben könnte.

Durch die - sehr gute und unkomplizierte - vereinsübergreifende Zusammenarbeit von sehr engagierten HundefreundInnen, ist es gelungen, Spider’s Leben zu retten. Nach zwei Wochen eingesperrt im Zwinger ohne Sozialkontakt, durfte ich ihn mir vor einer Woche "ansehen“, um ein Urteil zu fällen. Spider zeigte sich als vergleichsweise ruhiger Hund, in Anbetracht seiner Lebensumstände. Ich konnte keinerlei Drohverhalten dem Menschen gegenüber feststellen. Er verbellte uns nicht einmal, obwohl ich gemeinsam mit vier MitarbeiterInnen vor seiner Zwingertür stand – selbst das hätte ich als „normal“ eingestuft.

Spider wurde zwar angebunden an einem Baum gefunden, bevor er ins Tierheim kam, aber ich brauchte nur ein paar Telefonate, um herausfinden, wo Spider seine ersten drei Lebensjahre verbracht hatte - schließlich war Spider gechippt und registriert. Er lebte bei einer Familie mit 2 Kindern, Katzen und Kaninchen. Diese Familie beschreibt Spider als kinderliebend und freundlich, selbst die zierliche Frau konnte mit ihm problemlos spazieren gehen. Auch mit anderen Hunden gab es keine Probleme. Der Grund seiner Abgabe waren Schwierigkeiten mit einem neuen Vermieter, der Hundehaltung verbot. Das alles bestätigte mein Gefühl, dass hier vorschnell entschieden wurde.

Nach einigen Zu- und Absagen konnte ich eine adäquate Unterbringung organisieren, wo ich ihn jetzt auch kennen lernen und mit ihm trainieren kann. So haben wir ihn gestern endlich abgeholt. Im Tierheim musste ich noch unterschreiben, dass mir bewusst sei, dass „Spider bei uns eine Tierpflegerin angefallen und im Gesicht gebissen hat“ – sicher ist sicher.

Da mir selbstverständlich klar ist, dass insbesondere Schmerzen zu derartigen Vorfällen führen können, ließ ich Spider gesundheitlich abchecken: HD- und LWS-Röntgen (Spider ist ein Schäfer-Husky-Mischling), Blutuntersuchung (Differentialblutbild, Leber-, Nieren-, Zucker- und Schilddrüsenwerte), Augen-, Ohren- und Zahnkontrolle, etc. Er hat ein leichtes Rolllid, damit aber kaum Probleme, das bisschen Zahnstein wurde entfernt und seine Ohren sind völlig OK. Herz- und Bauchraum unauffällig, ganz kurz abgewetzte Krallen. Blutbild im Normalbereich, die Schilddrüsenwerte fehlen noch. Im Bereich der Lendenwirbelsäule zeigen sich keine Veränderungen, jedoch besteht eine geringgradige HD auf der linken Seite. Schmerzen können also durchaus ursächlich für den Unfall verantwortlich sein, zumal zur Zeit Gelenksschmerzen wetterbedingt intensiver empfunden werden können.



Heute habe ich Spider wieder besucht, er ist so ein lieber, sanfter und höflicher Hund, der sehr gerne gekrault wird – selbstverständlich habe ich ihn nur ganz vorsichtig hauptsächlich im Hals- und Brustbereich gestreichelt und seine Hüftpartie bewusst ausgelassen, wenn er von sich aus zu mir kam.

Spider durfte mit mir gemeinsam in einen eingezäunten Freilaufbereich, wo ich ihn erstmal beobachtete und ihn belohnte, wenn er zu mir kam. Da der Unfall kurz nach dem Ableinen passierte, wollte ich testen, wie Spider auf An- und Ableinen und eine gespannte Leine reagiert. Wieder einmal zeigte er sich äußerst kooperativ und war sehr aufmerksam. Auch ein Griff ins Brustgeschirr bereitete ihm keine Probleme (ich habe ihn natürlich nicht mit meinen Bewegungen überrascht und auch nicht alles auf einmal gemacht!).
Jeder Hund, leider aber gerade ein großer, schwarzer mit dieser Geschichte, sollte das Tragen eines Beißkorbs kennen. Heute hat Spider die „ersten Schritte“ gemacht: Leckerlis essen aus dem Beißkorb. Weil das so gut funktioniert hat, habe ich auch schon damit begonnen, ihm den Riemen übers Genick zu legen (aber ohne Zumachen!).





Ich werde mich jetzt längere Zeit sehr intensiv um Spider kümmern und berichte hier über seine Entwicklungen. Langfristig bin ich auch auf der Suche nach einem guten Zuhause.
Bei Interesse und/oder Fragen bitte ich um Kontaktaufnahme. :-)

Donnerstag, 30. Dezember 2010

GEMEINSAME STELLUNGNAHME von VIER PFOTEN und Wiener Tierschutzverein zum Verordnungsentwurf des BMG: „tierschutzgerechte Ausbildung von Hunden“ / „tierschutzqualifizierte HundetrainerInnen“

Sehr geehrter Herr Bundesminister!

Grundsätzlich ist es sehr zu begrüßen, dass der vorliegende Verordnungsentwurf
vorsieht:

a) gewaltfreie Hundeerziehung
b) „tierschutzqualifizierte HundetrainerIn“ als geschützte Berufsbezeichnung

Allerdings sehen wir im „Sachkundenachweis“ zu Punkt b große Probleme in der
praktischen Umsetzung, auf die wir nachfolgend eingehen werden.

Zu Punkt a:
- In den Erläuterungen zu §2 steht: „Der Hund soll mittels positiver Verstärkung (etwa
durch die Gabe von Belohnungen) das gewünschte Verhalten zeigen. Es ist darauf
Rücksicht zu nehmen, dass der Hund nicht zu viel Stress ausgesetzt und nicht
überfordert wird. Maßnahmen, die Kampfbereitschaft und Aggressivität erhöhen,
sind ebenso verboten wie der Einsatz von Stachelhalsbändern, Korallenhalsbändern
und Geräten, die darauf abzielen, das Tier zu dressieren oder sein Verhalten durch
Härte oder mittels Strafreizen zu beeinflussen.“
Dem ist nur zuzustimmen! Die Ausbildung eines Hundes mittels positiver
Verstärkung trägt dazu bei, ein Vertrauensverhältnis zwischen Mensch und Hund
herzustellen. Das Gespann Zwei- und Vierbeiner wird so zum interaktiven Team,
während bei „althergebrachten Methoden“ immer noch die Unterwerfung des Tieres,
der „Befehlsgehorsam“ im Vordergrund steht. Gewalt kann nie zu einem
Vertrauensverhältnis führen, sondern fördert eher das Heranbilden überforderter,
verängstigter Tiere, die dann als so genannte „Problemhunde“ abgetan werden.

Zu Punkt b:
- Bei §3 wird erläuternd ausgeführt: „Tierschutzqualifizierte Hundetrainer müssen
insbesondere über die entsprechende Verlässlichkeit und Sachkunde verfügen und
die in §4 geforderte Aus- und Fortbildung nachweisen können. (…) Wer sich
fälschlicherweise als „tierschutzqualifizierter Hundetrainer“ bezeichnet, verstößt
gegen die Bestimmungen dieser Verordnung und begeht somit eine
Verwaltungsübertretung (§38 Abs. 3 TSchG). (…) Durch die geschützte Bezeichnung
ist sichergestellt, dass der Tierhalter die Qualifikation des Hundetrainers im Sinne
des Tierschutzes erkennen kann.“
Auch hierzu Zustimmung: Das Berufsbild HundetrainerIn muss im Sinne einer
Qualitätssicherung geschärft werden, um unseriöse AnbieterInnen kenntlich zu
machen.

Zu den Kritikpunkten:
1) Laut §7 des VO-Entwurfs verfügen nur Trainer des ÖKV, der ÖHU, des
Österreichischen Jagdhundegebrauchsverbandes, Diensthundeführer sowie
Personen, die den Universitätslehrgang „Angewandte Kynologie“ absolviert haben,
über die erforderliche Sachkunde.
In Anlage 1 der 2. Tierhaltungsverordnung steht allerdings: „ … sowie Personen,
die eine vergleichbare einschlägige Ausbildung und Prüfung durch eine
sonstige in- oder ausländische Organisation nachweisen.“
Warum wurde auf diesen Passus im Verordnungs-Entwurf verzichtet? Unserer
Überzeugung nach muss er in die Verordnung unbedingt integriert werden, wie
nachfolgende Punkte belegen:

· Internationales Ansehen
Expertinnen wie Clarissa von Reinhardt, Turid Rugaas, Anne Lill Kvam oder Sheila
Harper waren/sind Vorreiterinnen einer gewaltfreien, modernen Hundeerziehung und
genießen international hohes Ansehen. Ihre Ausbildungsmethoden wären gemäß
des vorliegenden Verordnungsentwurfs NICHT anerkannt.

· Authentizität
Es ist davon auszugehen, dass AbsolventInnen der Lehrgänge genannter
Expertinnen weit eher dem in Punkt a angeführten Grundsatz der positiven
Verstärkung bzw. stressreduzierten Hundeausbildung entsprechen als
AusbildnerInnen von Organisationen, die mit motivatorischen Methoden noch kaum
Erfahrung haben! Salopp formuliert darf es nicht vorkommen, dass „der Schmiedl
den Schmied“ ausbildet. Dies hätte einen qualitativen Rückschritt um mindestens ein
Jahrzehnt zur Folge.

· Wirtschaftsstandort Österreich
Im Vorblatt des Verordnungsentwurfes steht, dass es „keine“ Auswirkungen auf den
Wirtschaftsstandort Österreich gäbe. Das ist unrichtig. Es gibt in Österreich eine
Vielzahl in internationalen Kursen gut ausgebildeter und engagierter
HundetrainerInnen, die durch die Verordnung in vorliegender Fassung von einem
Tag zum anderen arbeitslos wären, weil ihre Qualifikation nicht mehr gültig wäre.
Hier geht es um berufliche Existenzen, die jahrelang unter vielen persönlichen
Entbehrungen aufgebaut wurden.
Eine zwangsweise „Nachschulung“ dieser seit Jahren freiberuflich tätigen,
hochqualifizierten HundetrainerInnen bei Organisationen, die mit motivatorischer
Hundeausbildung kaum Erfahrung nachweisen können, wäre absurd!

· Europäische Union
Eine de-facto Monopolstellung einiger weniger inländischer Vereine widerspricht
unserer Ansicht nach dem Grundsatz der Wettbewerbsfreiheit in der Europäischen
Union. Kleinere, ausländische Institutionen erhielten dadurch keine Chance auf
Anerkennung. Somit wären qualitativ hochwertige alternative Ausbildungen vom
Wettbewerb ausgeschlossen. Was nicht sein soll, denn im Zentrum muss die Qualität
der Ausbildung stehen, nicht eine bestimmte Vereinszugehörigkeit.

2) In §4 ist die Rede von „Praxis von mindestens zwei Jahren“. Wie wird diese Praxis
konkret bemessen? Hier fehlt eine Detaillierung in Stunden. Denn: Es macht einen
quantitativ wie qualitativ großen Unterschied, ob ein/e TrainerIn zwei Jahre lang nur
an Wochenenden tätig ist oder aber den Beruf HundetrainerIn zwei Jahre lang
praktisch tagtäglich ausübt.

3) In §5 ist nur der Terminus „Verein“ angeführt. Dieser Begriff sollte durch
„Institutionen“ ersetzt werden, da es nicht den faktischen Tatsachen entspricht, dass
ausschließlich Vereine HundetrainerInnen ausbilden.


FAZIT:
Grundsätzlich sind die Zielsetzungen des Verordnungsentwurfs, nämlich die
gewaltfreie Hundeerziehung und die Qualitätssicherung in der HundetrainerInnen-
Ausbildung sehr zu begrüßen.

Allerdings konterkariert sich die Verordnung selbst und erweist sowohl dem
Tierschutz als auch dem Berufszweig HundetrainerIn einen schlechten Dienst,
sollten hochqualifizierte HundetrainerInnen, die nicht den im Entwurf erwähnten
Organisationen angehören, ihre Berufsbefähigung verlieren.
Wir treten daher dafür ein, dass der Passus „ … sowie Personen, die eine
vergleichbare einschlägige Ausbildung und Prüfung durch eine sonstige in- oder
ausländische Organisation nachweisen“ in §7 der Verordnung eingefügt wird.

Ratsam wäre die Bildung einer qualifizierten ExpertInnenkommission, die für die
Anerkennungen und für die Qualitätssicherung des Begriffs zuständig ist.

Hochachtungsvoll
Mag. Ursula Aigner, ursula.aigner@vier-ptoten.org
Mag. Alexander Willer, willer@wr-tierschutzverein.org

Samstag, 25. Dezember 2010

"Alternative Ausbildungen nicht anerkannt": Entwurf einer neuen Hundeausbildungs-VO

Bitte helft mit, diese Verordnung zu verhindern! Bis 28.1.2011 haben wir noch Zeit, gegen den Entwurf anzukämpfen!

Kopiert den roten Text, setzt Eure Daten ein und schickt ihn an Herrn Stöger/BMG.

Nach dem Brief findet Ihr den Gesetzesentwurf zum selbst überzeugen!




Name
Anschrift                                                                                                                 Datum

Bundesminister Alois Stöger
Bundesministerium für Gesundheit
Radetzkystraße 2
1030 Wien
e-mail: legvet@bmg.gv.at
 

Betreff:       VO des BMG über die tierschutzkonforme Ausbildung
                     und das Verhaltenstraining von Hunden


Sehr geehrter Herr Bundesminister Stöger,

hundegerechtes Training gewinnt gerade im Hinblick auf die neuen Verordnungen in manchen Bundesländern an Bedeutung. Der neue Gesetzesentwurf ist soweit begrüßenswert, als hohe Qualitätskriterien - Training mittels Motivation und Belohnung, kein Druck oder Zwang -  angestrebt werden. Leider bewirkt der Entwurf de facto aber gerade das Gegenteil!

Der vorliegende VO-Entwurf geht anscheinend davon aus, dass Hundetrai­nerInnen in Österreich ausschließlich hobbymäßig in den Vereinen des Österreichischen Kynologenverbandes (ÖKV), der Österreichischen Hundesportunion (ÖHU) oder des Österreichischen Jagd­hundegebrauchsverbandes (ÖJGV) tätig oder DiensthundeführerInnen sind.

Dies entspricht schon lange nicht mehr der Realität in Österreich. In den letzten Jah­ren haben sich zahlreiche selbstständig tätige, freie HundetrainerInnen etabliert, die ihre Ar­beit hauptberuflich auf Basis und im Einklang der gültigen Gesetze Ihres Ressorts (Punkt 1.6. der Anlage 1 der 2. Tierhaltungsverordnung) tun. Diese TrainerInnen sind vielfach bewusst nicht einem der genannten Vereine unterstellt, sondern absolvierten alternative hochwertige Ausbildungen und Seminare im In- und Ausland.

Diese freien HundetrainerInnen außerhalb der kynologischen österreichischen Vereine konnten sich doch nur etablieren, weil es eine entsprechende Nachfrage danach gibt. KonsumentInnen haben Interesse an Alternativen zur "konventionellen" Ausbildung ihrer Hunde auf dem ÖKV/ÖHU-Hundeplatz, gerade weil diese freien TrainerInnen ein hohes Qualitätsniveau und hohe Fachkompetenz in Bezug auf tierschutzkonformes Training mittels Motivation und Belohnung aufweisen. Sie jetzt bewusst zu zerstören ist ein Rückschritt in ein monopolisti­sches Hundetrainingsangebot, das dem/der HundehalterIn keinerlei Wahlmöglichkeit offen lässt. Vor allem, da einerseits tierschutzmotivierte TrainerInnen ins Abseits gedrängt werden und andererseits alteingesessene TrainerInnen der genannten Vereine von vorneherein anerkannt werden, leidet die Qualität des Hundetrainings in Österreich und somit die Hunde.

Die freien HundetrainerInnen leisten seit Jahren einen viel größeren Beitrag zu einer tierschutzgerechten Ausbildung, als dies "am Hundeplatz" möglich ist bzw. wäre. Gerade hier lassen sich nämlich keine schwerwiegenden Probleme lösen. Die so wichtige Arbeit mit Hunden im Alltag stellt die bestmögliche Prävention von Beißunfällen dar und wäre durch diese neue Verordnung gefährdet.

  •      Mit der vorliegenden Verordnung vernichten Sie die wirtschaftliche Existenz von hunder­ten Menschen in Österreich, die damit einkommens- und arbeitslos werden. Diese Men­schen haben ihre berufliche Tätigkeit als HundetrainerIn auf Basis geltender Gesetze (Punkt 1.6. der Anlage 1 der 2. Tierhaltungsverord­nung) aufgenom­men und dürfen mit Inkrafttreten der Verordnung ihre Arbeit nicht mehr tun.
  •         Denn: Der vorliegende Verordnungsentwurf bedeutet das Aus für alle Hundetrai­nerInnen, die nicht dem Österreichischen Kynologenverband (ÖKV), der Österreichischen Hundesportunion (ÖHU) oder dem Österreichischen Jagd­hundegebrauchsverband (ÖJGV) angehören bzw. DiensthundeführerInnen sind! Damit werden alle in Österreich tätigen freien HundetrainerInnen mit einem Feder­strich abgeschafft. Sie alle müssten ihre Betriebe, von denen sie wirtschaftlich abhängig sind, für die Dauer von zwei Jahren schließen und müssten bei ei­nem /einer ÖKV-, ÖHU-, ÖJGV-HundetrainerIn oder DiensthundeführerIn in die Lehre gehen.
  •   Die freien, selbständig als EinzelunternehmerIn tätigen HundetrainerInnen verfügen zum erheblichen Teil über hoch qualifizierte Ausbildungen, in vielen Fällen bei international renommierten HundetrainerInnen, haben oftmals eine langjährige Be­rufspraxis als HundetrainerIn und leisten ihren Beitrag für gut ausgebildete Hunde. Viele dieser TrainerInnen haben Ausbildungen, die in In­halt und Umfang bei Weitem über das von Ihnen in der Verordnung vorge­schriebene Ausmaß hinaus gehen!
  •   Sie schließen mit dieser Verordnung alle bereits tätigen TrainerInnen von der Hunde­ausbildung aus, die ihre Trainerausbildung bei den Begründern der modernen, gewalt­freien und damit tierschutzgerechten Hundeerziehung ab­solviert haben. Es sind dies weltweit angesehene Größen wie Turid Rugaas, Clarissa von Rein­hardt, Sheila Harper, Anne Lill Kvam usw.
  •   Im Sinne des Tierschutzes bedeutet dies einen Rückschritt um Jahre bis Jahr­zehnte in der Hundeausbildung in Österreich! Moderne, gewaltfreie, tier­schutzgerechte Hundeerziehung hat ihren Ursprung in Europa bei den genannten inter­nationalen Größen genommen. Eine Vielzahl der dort ausgebildeten Men­schen arbeitet auf wissenschaftlicher Basis und höchsten ethischen Grundsätzen jetzt in Österreich als HundetrainerIn. Mit dem vorlie­genden VO-Entwurf schließt man all diese HundetrainerInnen von der Hundeausbil­dung und Ausbildung weiterer Trai­nerInnen aus. Damit fördern Sie den Tierschutz in der Hundeausbildung nicht sondern Sie boykottieren ihn!
  •   Gleichzeitig schafft das BMG zumindest für die Dauer von zwei Jahren eine Mo­nopolstellung für ÖKV-, ÖHU-, ÖJGV-TrainerInnen und DiensthundeführerInnen. Denn die AbsolventInnen des Universitätslehrganges „Angewandte Kynologie“ können frühestens 2012 einen Beitrag leisten und müssen zuvor ebenfalls bei den angeführten TrainerInnen praktiziert haben, deren Zugang zur Hundeerziehung immer noch ein stark hundesportlicher Ansatz ist, der auf Unterordnung basiert und oftmals wenig bis keinen Bezug zum Alltag hat.
  •   Sie nehmen den HundehalterInnen die Möglichkeit der freien Entscheidung dar­über, auf welche Art und Weise ihre Hunde ausgebildet werden, weil Sie die Menschen zumindest für zwei Jahre dazu zwingen, ihre Hunde bei einem/einer ÖKV-, ÖHU-, ÖJGV-TrainerIn oder DiensthundeführerIn ausbilden zu lassen.
  •   Sie ignorieren mit dieser Verordnung die Tatsache, dass es zum Zeitpunkt des Inkrafttretens dieser Verordnung bereits HundetrainerInnen in Österreich gibt, die aufgrund geltender Gesetze eine von Amtswegen festgestellte Gleich­stellung mit ÖKV-, ÖHU- ÖJGV-HundetrainerInnen und DiensthundeführerInnen er­reicht haben, indem sie aufgrund geltender Landesgesetze beispielsweise be­rechtigt sind den Wiener Hundeführschein, die NÖ Hundehalte-Sachkunde­verordnung oder den OÖ Hundehalte-Sachkundenachweis abzunehmen.
Ich bitte Sie, den vorlie­genden Verordnungsentwurf noch einmal grundsätzlich  zu überarbeiten. 
All jene Hunde­trainerInnen, die zum Zeitpunkt des Inkrafttretens der Verordnung bereits nachweis­lich eine qualifi­zierte Ausbildung und Berufspraxis außerhalb der kynologi­schen Vereine haben müssen ebenfalls explizit anerkannt werden (§7 Über­gangsbestimmung)!
Weiters muss es ermöglicht werden, auch zukünftig mit alternativen, qualitativ hochwertigen Ausbildungen im In- und Ausland als HundetrainerIn anerkannt zu werden, wenn deren Inhalte sich mit denen der Verordnung decken! 
Schließlich sollten die Ausbildungsinhalte im Vordergrund stehen, und nicht Vereine oder Institutionen!


Hochachtungsvoll








GESETZESENTWURF:

Kurztitel
HundeausbildungsVO
Titel
Verordnung hinsichtlich näherer Bestimmungen über die Ausbildung und das Verhaltenstraining von Hunden


Vorblatt
Problem:
Mit der Novelle zum TSchG (BGBl. I Nr. 80/2010) wurde in § 24 Abs. 3 TSchG eine Verordnungsermächtigung normiert, womit die Ausbildung und das Verhaltenstraining von Hunden geregelt werden sollen. Dies soll den Punkt 1.6. der Anlage 1 der 2. Tierhaltungsverordnung ersetzen.
Ziele:
Mit dieser Verordnung wird das Ziel verfolgt, Ausbildungsinhalte des Hundetrainings festzulegen. Bislang mangelt es an einheitlichen Qualitätskriterien in diesem Bereich.
Alternativen:
Beibehaltung des Punktes 1.6. der Anlage 1 der 2. Tierhaltungsverordnung.
Inhalt:
Diese Verordnung legt die Grundsätze der Hundeausbildung fest. Weiters werden personenbezogene Erfordernisse an die Ausbildner, Inhalte der Ausbildung und deren Prüfung, sowie Ausschlussgründe auf Seiten des Ausbildners geregelt.
Finanzielle Auswirkungen:
Keine.
Auswirkungen auf die Beschäftigung und den Wirtschaftsstandort Österreich:
Keine.
Auswirkungen auf die Verwaltungslasten für Bürger/innen und Unternehmen:
Hat gegenüber der derzeitigen Rechtslage keine Auswirkungen.
Auswirkungen in umweltpolitischer Hinsicht, insbesondere Klimaverträglichkeit:
Keine.
Geschlechtsspezifische Auswirkungen:
Keine.
Verhältnis zu den Rechtsvorschriften der Europäischen Union:
Die im Entwurf vorgesehenen Regelungen fallen nicht in den Anwendungsbereich des Rechts der Europäischen Union.
Besonderheiten des Normsetzungsverfahrens:
Keine.




Entwurf
Verordnung des Bundesministers für Gesundheit hinsichtlich näherer Bestimmungen über die tierschutzkonforme Ausbildung und das Verhaltenstraining von Hunden
Aufgrund der §§ 24 Abs. 1 Z 2 und 24 Abs. 3 des Bundesgesetzes über den Schutz der Tiere (Tierschutzgesetz - TSchG), BGBl. I Nr. 118/2004 Art. 2, zuletzt geändert durch BGBl. I Nr. 80/2010, wird verordnet:
Anwendungsbereich
§ 1. Diese Verordnung ist auf die Ausbildung aller Hunde anzuwenden. Ausgenommen davon sind Diensthunde im Sinne des § 1 der Diensthunde-Ausbildungsverordnung, BGBl. II Nr. 494/2004.
Grundsätze in der Hundeausbildung
§ 2. (1) Die Ausbildung und das Verhaltenstraining des Hundes müssen tierschutzkonform erfolgen. Dabei ist insbesondere zu berücksichtigen, dass keine Maßnahmen zur Anwendung kommen, die gemäß § 5 TSchG vom Verbot der Tierquälerei erfasst sind.
(2) Bei der Ausbildung und dem Verhaltenstraining des Hundes ist darauf Wert zu legen, dass eine hundegerechte Sozialisation an Hunde und Menschen jeden Alters und eine Gewöhnung an möglichst viele Umweltreize erfolgt.
(3) Das gewünschte Verhalten des Hundes soll in größtmöglichem Ausmaß mittels positiver Verstärkung gefördert werden. Stresssituationen sind weitestgehend zu vermeiden.
Ausbildung fremder Hunde
§ 3. (1) Zur Durchführung von Ausbildungen und Verhaltenstrainings von Hunden sind nur tierschutzqualifizierte Hundetrainer berechtigt. Dies gilt nicht für die Ausbildung und das Verhaltenstraining von Hunden, welche ausschließlich durch deren Halter erfolgen.
(2) Als tierschutzqualifizierte Hundetrainer dürfen sich nur solche Personen bezeichnen, die folgende Voraussetzungen erfüllen:
           1. sie müssen eigenberechtigt und zur Haltung von Tieren gemäß § 12 TSchG geeignet sein;
           2. sie müssen verlässlich sein;
           3. sie müssen die erforderliche Aus- und Fortbildung nachweisen können.
Aus- und Fortbildung tierschutzqualifizierter Hundetrainer
§ 4. Die Aus- und Fortbildung gemäß § 3 Abs. 2 Z 3 hat mindestens Folgendes zu umfassen:
           1. Praxis von mindestens zwei Jahren durch Mitarbeit bei einem tierschutzqualifizierten Hundetrainer zumindest in Welpenkursen und Begleithundekursen.
           2. Nachweis von Kursbesuchen während der oben genannten Zeit in verpflichtendem Ausmaß von zumindest 150 Stunden.
           3. Abschluss der Ausbildung durch eine Prüfung, bestehend aus einem theoretischen und einem praktischen Teil. Die Prüfung wird von drei Sachverständigen, einem in der Verhaltensforschung tätigen Wissenschafter, einem Fachtierarzt für Kleintierkunde und einem tierschutzqualifizierten Hundeausbildner gemeinsam abgenommen. Im praktischen Teil sind Lösungsansätze in mindestens vier unterschiedlichen Situationen vorzusehen. Über die bestandene Prüfung ist ein Zeugnis auszustellen, welches der zuständigen Bezirksverwaltungsbehörde zu übermitteln ist.
           4. Verpflichtende Fortbildung alle zwei Jahre, die einerseits eine Kurzwiederholung des Basiswissens und andererseits eine Weiterbildung bietet.
Ausbildungsinhalte
§ 5. (1) Im Zuge der Ausbildung gemäß § 4 Z 2 müssen jedenfalls die wesentlichen Grundlagen der folgenden Inhalte vermittelt werden:
           1. Tierschutzgerechte Erziehungsmethoden
           2. Lernmethodik und Lernverhalten, Konditionierung
           3. Ausdrucksverhalten des Hundes
           4. Wesen und Verhalten des Hundes (Gefahrensituationen erkennen, Umgebungsreize)
           5. Aggressionsverhalten (in Verbindung mit Reizschwelle und Gehorsamsbereitschaft)
           6. Rassespezifisches Verhalten
           7. Tierartgerechte Haltung, Fütterung und Pflege, sowie die speziellen Bedürfnisse einzelner Rassen
           8. Zucht und Aufzucht von Hunden, Entwicklungsphasen und ihre Bedeutung
           9. Welpenerziehung und Entwicklung, Welpenaufzucht, Welpenschule
        10. Hundezucht, Hundeausstellungen und Hundebewertung
        11. Ethologie, Kommunikation und Didaktik
        12. Rechtsbestimmungen (insbesondere Tierschutzrecht)
        13. Veterinärmedizinische Grundlagen, Krankheiten des Bewegungsapparates, Impfungen, Erbkrankheiten, Genetik und Anatomie, Erste Hilfe
        14. Mensch-Tierbeziehung, Geschichte des Hundes
        15. Disziplinen des Hundesports
(2) Die geltenden Ausbildungsinhalte samt Erläuterungen werden vom Bundesminister für Gesundheit auf der Homepage des Bundesministeriums veröffentlicht.
(3) Das Bundesministerium für Gesundheit kann Vereine, die eine dieser Verordnung entsprechende Ausbildung anbieten, auf der Homepage des Bundesministeriums veröffentlichen. Auf diese Veröffentlichung besteht kein Rechtsanspruch.
Ausschließungsgründe
§ 6. (1) Verlässlichkeit im Sinne des § 3 Abs. 2 Z 2 liegt keinesfalls vor, wenn eine Person wegen tierquälerischen Verhaltens von einem Gericht oder einer Verwaltungsbehörde rechtskräftig verurteilt bzw. bestraft worden oder die Staatsanwaltschaft auf Grund diversioneller Maßnahmen (§ 198 StPO) von der Strafverfolgung zurückgetreten ist.
(2) Ebenso liegen diese Anforderungen nicht vor, wenn eine Person wegen eines vorsätzlich begangenen Vergehens gegen Leib und Leben rechtskräftig verurteilt worden ist.
Übergangsbestimmung
§ 7. (1) Für zum Zeitpunkt des Inkrafttretens dieser Verordnung bereits tätige Trainer des Österreichischen Kynologenverbandes, Trainer der Österreichischen Hundesportunion, Trainer des Österreichischen Jagdhundegebrauchsverbandes sowie Personen, die den Universitätslehrgang „Angewandte Kynologie“ absolviert und zusätzlich die geforderte Praxis gemäß § 4 Z 1 erworben haben, gelten die in § 3 geforderten Ausbildungskriterien als erfüllt.
(2) Die Ausbildung von Diensthundeführern gilt als anerkannt.
Personenbezogene Bezeichnungen
§ 8. Alle in dieser Verordnung verwendeten personenbezogenen Bezeichnungen gelten gleichermaßen für Personen sowohl weiblichen als auch männlichen Geschlechts.
In-Kraft-Treten
§ 9. Diese Verordnung tritt mit 1. März 2011, jedoch nicht vor Ablauf des Tages ihrer Kundmachung im Bundesgesetzblatt, in Kraft.


Erläuterungen
Allgemeiner Teil
Der vorliegende Verordnungsentwurf beruht auf der Verordnungsermächtigung des § 24 Abs. 3 TSchG. Generell wird festgelegt, was unter tierschutzkonformer Hundeausbildung zu verstehen ist. Besonderes Augenmerk wird dabei auf die Ausbildung von Personen, die als Hundetrainer tätig sind, das heißt die fremde Hunde ausbilden oder Tierhalter bei der Hundeausbildung anleiten und unterstützen, gelegt. Für die Ausbildungserfordernisse werden bundesweit standardisierte Qualifikationen festgelegt, da es für den Beruf des Hundetrainers unerlässlich ist, den Nachweis über die notwendigen Fachkenntnisse zu erbringen. Der Hundetrainer ist vielmals ein wichtiger Ansprechpartner für den Hundehalter in allen Fragen, die sich aus dem Umgang mit dem Hund ergeben. Wurde der Hund in einer Zoofachhandlung erworben, ist der Kunde bereits beim Kauf vom Gewerbetreibenden umfangreich aufzuklären, insbesondere über das Eingriffsverbot des § 7 TSchG, zu Fragen der Ernährung und Erziehung, über die notwendige tierärztliche Betreuung (wie Impfungen, Entwurmungen) und auch über die Pflicht zur Registrierung gemäß § 24a TSchG (vgl. hierzu § 8 Tierhaltungs-Gewerbeverordnung).
Die vorliegende Verordnung berücksichtigt einerseits die Grundsätze einer schlanken und effizienten Staatsverwaltung, da kein Verfahren vor der Behörde zur Anerkennung vorgesehen ist, andererseits auch jene der Kundenfreundlichkeit. Zur Kontrolle der Einhaltung dieser Verordnung siehe im Übrigen im Besonderen Teil die Ausführungen zu § 3.
Besonderer Teil
Zu § 1:
Es wird der Geltungsbereich dahingehend normiert, dass die Bestimmungen dieser Verordnung für alle Hunde - mit Ausnahme der Diensthunde - gelten. Diensthunde sind ausschließlich Hunde im Eigentum des Bundes, die bei der Sicherheitsexekutive und beim Bundesheer eingesetzt werden.
Auf die Ausbildung von Jagdhunden finden das Tierschutzgesetz und die darauf basierenden Verordnungen jedenfalls Anwendung, da nur die Ausübung der Jagd nicht unter das Tierschutzgesetz fällt und die Ausbildung nicht unter den Terminus in „Ausübung der Jagd“ subsumiert werden kann.
Zu § 2:
Es wird hier auf die tierschutzgerechte Ausbildung abgestellt. Dabei ist insbesondere darauf zu achten, dass die Maßnahmen zum Wohl der Tiere getroffen werden; tierquälerisches Verhalten, wie es in § 5 TSchG festgeschrieben ist, ist in jedem Fall verboten. Der Hund soll mittels positiver Verstärkung (etwa durch die Gabe von Belohnungen) das gewünschte Verhalten zeigen. Es ist darauf Rücksicht zu nehmen, dass der Hund nicht zu viel Stress ausgesetzt und nicht überfordert wird. Maßnahmen, die Kampfbereitschaft und Aggressivität erhöhen, sind ebenso verboten wie der Einsatz von Stachelhalsbändern, Korallenhalsbändern und Geräten, die darauf abzielen, das Tier zu dressieren oder sein Verhalten durch Härte oder mittels Strafreizen zu beeinflussen. Tierkämpfe und das Hetzen auf andere Tiere, um das Tier abzurichten, sind verboten. Bei der Ausbildung zum Schutzhund muss zudem darauf geachtet werden, dass die Ausbildung nicht abgebrochen wird.
Zu § 3:
In dieser Bestimmung werden die personenbezogenen Erfordernisse bezogen auf die Ausbildung fremder Hunde geregelt. Damit sind auch all jene Ausbildungen erfasst, bei denen der Halter des Hundes zwar mitwirkt, sich bei der Ausbildung aber der Hilfe einer anderen Person bedient. Tierschutzqualifizierte Hundetrainer müssen insbesondere über die entsprechende Verlässlichkeit und Sachkunde verfügen, eigenberechtigt sein und die in § 4 geforderte Aus- und Fortbildung nachweisen können.
Wer sich fälschlicherweise als „tierschutzqualifizierter Hundetrainer“ bezeichnet, verstößt gegen die Bestimmungen dieser Verordnung und begeht somit eine Verwaltungsübertretung (§ 38 Abs. 3 TSchG). Dies ist gegebenenfalls gemäß § 33 Abs. 1 TSchG von der örtlich zuständigen Bezirksverwaltungsbehörde zu prüfen und für den Fall, dass es sich tatsächlich um eine Falschbezeichnung handelt, zu ahnden. Daneben sind auch zivilrechtliche Folgen einschließlich von Verfahren nach dem UWG möglich.
Durch die geschützte Bezeichnung ist sichergestellt, dass der Tierhalter die Qualifikation des Hundetrainers im Sinne des Tierschutzes erkennen kann.
Zu § 4:
Im Sinne der Qualitätssicherung und auch im Hinblick auf eine Vergleichbarkeit der einzelnen Ausbildungen wird hier festgelegt, welchen Umfang die Ausbildung jedenfalls zu enthalten hat.
Die Ausbildung gliedert sich in einen theoretischen und einen praktischen Teil. Die gesamte Dauer der Ausbildung beträgt mindestens 2 Jahre, wobei der Nachweis der praktischen Ausbildung bei einem zumindest in Welpen- und Begleithundekursen zu erfolgen hat. Innerhalb dieses Zeitraumes ist auch der theoretische Ausbildungsteil zu absolvieren, bei dem mindestens 150 Stunden verpflichtend vorgesehen sind.
Die Prüfung wird im Zusammenwirken von drei Sachverständigen abgenommen. Als Sachverständige haben dabei je ein in der Verhaltensforschung aktiver Wissenschafter, ein Fachtierarzt für Kleintierkunde und ein tierschutzqualifizierter Hundeausbildner zusammenzuwirken. Die Zusammensetzung der Sachverständigen aus den drei genannten Gebieten soll sicherstellen, dass der zukünftige Ausbildner über die notwendigen Kenntnisse verfügt, um auch mit schwierigen Hunden bzw. Mensch-/Hundgespannen umzugehen und dies auch praktisch unter Beweis zu stellen.
Im praktischen Teil sind vier bis fünf Fälle abzuprüfen, für welche der Prüfungskandidat Lösungsansätze zu erbringen hat.
Alle zwei Jahre ist eine Fortbildung verpflichtend.
Zu § 5:
Es werden hier jene Inhalte festgehalten, welche in der Ausbildung jedenfalls enthalten sein müssen. Sie sind von besonderer Relevanz im Hinblick auf den Tierschutz. Für den Hundebesitzer erleichtert es die richtige Wahl der Hundeschule, da nun ein hoher Mindeststandard in der Ausbildung vorgeschrieben ist; gerade in Zeiten, wo sogenannte „Problemhunde“ vermehrt in Erscheinung treten, ist eine Qualitätskontrolle sinnvoll und auch notwendig.
Tierschutzgerechte Erziehungsmethoden in Verbindung mit Lernmethodik und Lernverhalten sowie Konditionierung zeigen deutlich den Fortschritt in der Hundeausbildung auf, da in heutigen Ausbildungen das stressfreie Trainieren (Erziehung belohnungsbasiert) im Vordergrund steht, womit der Hund eine vertrauensbildende Interaktion mit dem Menschen aufbaut. Dies wirkt sich positiv auf den Gehorsam des Hundes aus. Bei zwangsbasierenden Erziehungsmethoden treten vermehrt Verhaltensprobleme wie Angst bis hin zur Aggression auf - unsachgemäßes Anwenden von Bestrafungsmaßnahmen kann eine Gegenwehr des Hundes zur Folge haben.
Um das Verhalten des Hundes richtig einschätzen zu können, ist es zudem unerlässlich, über das Ausdrucksverhalten und sein rassespezifisches Verhalten Bescheid zu wissen - frühzeitiges Erkennen der vom Hund ausgesendeten Signale ist zum Schutz sowohl der Tiere als auch der Menschen hier von immenser Bedeutung. Damit in Zusammenhang sind Kenntnisse über Wesen und Verhalten des Hundes, Auslöser von Aggressionen und auch über die Einflussnahme bei der Zucht zu berücksichtigen. Dies alles dient dem tierschutzgemäßen Umgang mit dem Hund.
Die Erziehung des Hundes setzt bereits im Welpenalter an, da der Hund bereits in dieser Phase wichtige Prägungen für das spätere Verhalten mitbekommt. Besonders in der Sozialisationsphase ist der Umgang/das friedliche Aufeinandertreffen mit anderen Lebewesen entscheidend für die weitere Entwicklung des Hundes und auch zu seinem eigenen Schutz. Er lernt dabei, die Signale von Mensch und Tier richtig zu erkennen. Gerade aus diesen Gründen ist es wichtig, dass dem Themenkomplex Welpenerziehung, Welpenaufzucht, Welpenschule in der Ausbildung Rechnung getragen wird. Untrennbar damit verbunden ist auch das Wissen um Zucht und Aufzucht von Hunden, das Wissen über die verschiedenen Entwicklungsphasen eines Hundes und auch über die Bedürfnisse einzelner Rassen in Bezug auf artgerechte Haltung, Pflege und Fütterung. Hier kommt auch den Richtern bei Ausstellungen eine wichtige Rolle zu, da gerade prämierte Tiere für die Zucht bevorzugt herangezogen werden.
In der Vermittlung ethischer Grundsätze, was das Wissen um die Grundbedürfnisse des Hundes für ein physisches und psychisches Wohlbefinden beinhaltet, wird dem § 1 TSchG Rechnung getragen, welcher auf die besondere Verantwortung des Menschen für das Tier als Mitgeschöpf abstellt. Ausbildungen im Bereich der Ethik tragen dazu bei, dass dem Tierhalter das Bewusstsein hierfür vermittelt wird und er dem Hund größtmögliche Fürsorge zukommen lässt. Da der Hund als Sozialpartner des Menschen agiert, ist auch der Lerninhalt Kommunikation und Didaktik hierbei zu berücksichtigen – gewaltfreie Kommunikation ist Voraussetzung für einen friedlichen Umgang von Hunden untereinander und auch von Hunden mit anderen Lebewesen.
Die Kenntnis veterinärmedizinischer Grundlagen, insbesondere was Impfungen, Erbkrankheiten, Genetik und Anatomie, Erkrankungen des Bewegungsapparates und Erste-Hilfe-Maßnahmen betrifft, sollten vermehrt auch den Nichtmedizinern nahegebracht werden. Dieser Ausbildungsinhalt stellt zumindest beim Hundeausbildner sicher, dass er über diese Grundkenntnisse verfügt, womit auch sichergestellt wird, dass es zu keiner Überforderung/Überbeanspruchung des Hundes während der Ausbildung kommt.
Das Wissen um die, für die Tierhaltung, einschlägigen Rechtsvorschriften ist unerlässlich – insbesondere ist in der Ausbildung auf das Tierschutzgesetz mit den dazu erlassenen Verordnungen einzugehen, daneben aber auch auf Bestimmungen in anderen Bundes- oder Landesgesetzen (z.B. Sicherheitspolizeigesetze, diverse Verordnungen der Länder in Bezug auf Hundehaltung/ Hundeführschein).
Mit der Vermittlung der Grundlagen des Hundesportes soll vermieden werden, dass ein Hund überfordert wird. Spezielle Rassen haben besondere Bedürfnisse/Fähigkeiten, die gezielt eingesetzt werden können wie z.B. im Sport. Mit dem richtigen Training dieser Hunde wird dem Tierschutzgedanken Rechnung getragen.
In Abs. 2 wird die Veröffentlichung der Ausbildungsinhalte samt Erläuterungen auf der Homepage des Bundesministeriums für Gesundheit festgelegt. Mit der Veröffentlichung der erforderlichen Ausbildungsinhalte des tierschutzqualifizierten Hundetrainers auf der Homepage des Bundesministeriums ist für jeden Hundehalter die Möglichkeit gegeben, sich ein Bild darüber zu machen, nach welchen Kriterien ein Hundetrainer ausgebildet wurde.
Zu § 6:
Zur Ausbildung von Hunden ist keinesfalls berechtigt, wer bereits wegen tierquälerischen Verhaltens von einem Gericht oder einer Verwaltungsbehörde rechtskräftig verurteilt bzw. bestraft wurde sowie Personen bei denen die Staatsanwaltschaft auf Grund diversioneller Maßnahmen (§ 198 StPO) von der Strafverfolgung solcher Delikte zurückgetreten ist. Ebenfalls von einer Ausbildung ausgeschlossen sind Personen, die wegen eines vorsätzlich begangenen Vergehens gegen Leib und Leben rechtskräftig verurteilt wurden. Dies dient zum Schutz der Hunde.
Zu § 7:
Abs. 1 dieser Bestimmung stellt klar, dass jene Hundetrainer, die vor dem Inkrafttreten dieser Verordnung bereits die Anforderungen des Punktes 1.6. der Anlage 1 der 2. Tierhaltungsverordnung erfüllt haben, den Anforderungen dieser Verordnung entsprechen. Dies gilt jedenfalls für zu diesem Zeitpunkt tätige Trainer des Österreichischen Kynologenverbandes, Trainer der Österreichischen Hundesportunion und Trainer des Österreichischen Jagdhundegebrauchsvereins sowie für Personen, die den Universitätslehrgang „Angewandte Kynologie“ absolviert haben, sofern sie die geforderte Praxis des § 4 Z. 1 erworben haben.
In Abs. 2 wird festgestellt, dass Diensthundeführer generell anerkannt sind. Deren Ausbildung wird in anderen Rechtsvorschriften geregelt.

Sonntag, 12. Dezember 2010

Buchtipp: Wer denken will, muss fühlen

Hundeerziehung scheint so einfach zu sein, und ist letztendlich doch so schwierig... oder... nicht?
Kommt immer darauf an, wer gefragt wird. Schließen so manche – selbsternannten – Hundeflüsterer bei nahezu jedem Verhalten des Hundes auf eine „unklare Rangbeziehung“ oder auf „Dominanzverhalten“ und wirken dementsprechend „hart“ auf den Hund ein, erklären die Konditionierer nüchtern und emotionsneutral Ursache und Wirkung. Die Lösung erinnert dann eher an eine mathematische Gleichung als an das Training von fühlenden Lebewesen.
Während sich die Methoden, die sich ausschließlich an Dominanz und Rangordnung orientieren, wissenschaftlich schon längst als völlig falsch herausgestellt haben, müssen auch die AnhängerInnen der Lerngesetze noch dazulernen - denn wie lautet der Untertitel so schön: „Mit Herz und Verstand zu einem besseren Umgang mit Hunden“.
Die Autorin Elisabeth Beck beschreibt eine ganzheitliche Perspektive auf das Zusammensein von Mensch und Hund. Sie zeigt damit, wie wichtig Wissen und Bauchgefühl im Umgang mit Hunden sind.
Ein äußerst gelungenes Buch!!!

Mittwoch, 1. Dezember 2010

Buch- und Linktipp: Haustiere impfen mit Verstand

www.haustierimpfungen.de


Wer kennt das nicht: der Kontrollbesuch beim/bei der TierärztIn ist auch beim gesunden Hund (Katze, Kaninchen, Pferd, etc) selten „günstig“. Mensch kann immer „Vorsorgen“: 7fach-Impfungen, Entwurmungen, Flohmittel, Blutabnahme, alles auf einmal – damit ein zweiter Besuch nicht notwendig ist. Es ist kaum möglich, dies abzulehnen ohne ein schlechtes Gewissen zu haben – schließlich soll die tierliche Gesundheit nicht am Geld scheitern...

Aber kann das alles wirklich noch gesund sein? Kein Mensch wird derart „zugedröhnt“, im Gegenteil: jährliche Impf-Auffrischungen gibt es ganz einfach nicht. Warum nicht?

  1. weil sie nix bringen --> Schutzdauer weit länger als ein Jahr
  2. weil sie sogar schaden --> jede Impfung belastet den Organismus und das Immunsystem (allgemeine Krankheitsanfälligkeit, Tumorbildung, Allergien,...)
Bei Tieren werden diese sogenannten Impfschäden nicht so ernst genommen. Schließlich verdienen auch einige an dieser Praxis: von mächtigen Pharmakonzernen angefangen, bis hin zum/zur kleinen LandtierärztIn.

Durch den Impfsarkom-Tod ihrer Katze begann die Autorin, sich mit dem Thema intensiv auseinander zu setzen und recherchierte im In- und Ausland. Diese Recherchen sind wissenschaftlich fundiert und belegt.
Es geht ihr aber keineswegs darum, Impfungen allgemein zu verteufeln. Monika Peichl erläutert vielmehr, welche Impfungen wann wichtig sind und warum. Sie ist keine Impfgegnerin, alle Menschen und Tiere, die mit ihr leben sind geimpft, aber natürlich nur so oft wie nötig. 

Sonntag, 28. November 2010

Rassehunde, ist ihnen noch zu helfen?



http://de.sevenload.com/videos/phIWZPx-Rassehunde-ist-ihnen-noch-zu-helfen



Die Wahrheit über die Rassezucht
Die Tierheime sind überfüllt und dennoch werden Hunde gezüchtet. Die Gründe für viele, sich einen Rassehund zu kaufen und eben keinem Mischling ein Zuhause zu geben, sind „bekannte Wesens- und Charaktereigenschaften“ und „Schönheit“. Abgesehen davon, dass hundliches Verhalten weniger genetisch als vielmehr durch Lernerfahrungen beeinflusst wird, hat diese Schönheit ihren Preis: Denn die Rassestandards regeln nahezu ausschließlich das Aussehen der Hunde, auf Krankheiten durch die massive Inzuchtpraktik wird kaum geachtet.
ZüchterInnen erklären standhaft, durch Inzucht angebliche Schwächen einer Rasse auszumerzen und gute Eigenschaften zu verstärken – entgegen aller Regeln der Wissenschaft und der Logik.
So wurde ein Pekinese Sieger der weltweit größten Hundeshow. Noch während der Siegerehrung musste er jedoch wegen Überhitzung auf eine Eispackung gesetzt werden – wofür er traurige Berühmtheit erlangte. Der für Pekinesen typische runde Kopf und die kurze Nase (Brachycephalie) schränken nämlich die Atmung massiv ein und somit auch die Temperaturregulation.
Vielfach werden Welpen, die den Vorstellungen nicht entsprechen, einfach getötet. Es ist gängige Praxis, dass Rhodesian Ridgback-Welpen, denen der rassetypische Haarkamm am Rücken fehlt, eingeschläfert werden – und das, obwohl Hunde, die diesen Haarkamm tragen, krankheitsanfälliger sind (Spina bifida, Dermoidsinus).
Durch die Praktiken der Hundezucht wird extremes Leid produziert:
Die heutigen Rassenhunde repräsentieren nur mehr 10% der ursprünglich vorhandenen Genvariabilität ihrer vor 40 Jahren lebenden Verwandten. 90% der Gene sind durch die Inzucht bereits verloren gegangen. Die genetische Vielfalt der wenigen – unter Artenschutz stehenden - Riesenpanda-Individuen ist größer als die der millionenfach gezüchteten Rasselinie des Britischen Mops. Viele von ihnen leiden unter einer angeborenen Deformation der Wirbelsäule. Wäre eine derartige Veränderung durch einen Schlag passiert, müsste der/die TäterIn sich wegen Tierquälerei vor Gericht verantworten – ZüchterInnen müssen keine Konsequenzen fürchten.
Das alles und viel mehr zeigt die Dokumentation „Rassenreine Krüppel – Zu Tode gezüchtet“.

Samstag, 27. November 2010

Gefährliche Hunde? über Rasseliste, Hundeführschein, überfüllte Tierheime und Diskriminierung



Passiert man die Wiener Stadtgrenze, ist ein Übersehen der „Ja zum Kampfhundeführschein!“-Plakate kaum möglich. Die Beiß-Vorfälle, in denen sogenannte Kampfhunde involviert sind, häufen sich signifikant – so zumindest das Bild, das die Medien transportieren. Aber wieviel Wahrheit steckt objektiv hinter all diesen Horrormeldungen?
Die Rasseliste: wer oder was ist ein Kampfhund?
Aus wissenschaftlich biologischer Sicht gibt es keine "Kampfhunde". Die historischen Hundekämpfe und somit die daran beteiligten Hunde gehören der Vergangenheit an. Auch die Tatsache, dass illegale Hundekämpfe stattfinden, rechtfertigt die Verwendung des Begriffs „Kampfhund“ nicht und hat vor allem im Bezug auf die Rasseliste keine Bedeutung. Denn diese Hunde sind vielfach keiner bestimmten Rasse zugehörig, unter schlechten Bedingungen aufgewachsen und von Welpenbeinen an auf Aggressivität trainiert. Die verantwortliche Personengruppe weicht schließlich auf andere Rassen oder Mischlinge aus bzw. erscheint ohnehin nie in einer Statistik.
Betrachtet man die heutigen definierten Zuchtziele der inkriminierten Rassen, ist bei keiner dieser Rassen Kampftrieb oder Aggressivität als Zuchtziel vorgegeben. Übermäßige Aggressivität stellt sogar einen zuchtausschließenden Faktor dar. Selbst in der ursprünglichen, historischen Kampfhundezucht gab es bei diesen Rassen einen jahrelangen planmäßigen Ausleseprozess, bei dem Hunde, die einen Menschen beim Hundekampf aus Schmerz oder Angriffslust verletzten, aus der Zucht genommen wurden. Diese Hunde wurden also explizit auf Nicht-Aggressivität dem Menschen gegenüber gezüchtet.
Wie sehr sich die züchterische Auslese durch den Menschen auf eine Hunderasse auswirkt, zeigt der Dackel äußerst anschaulich:
Ursprünglich wurde dieser als reiner Jagdhund für die Arbeit, also den Kampf mit Dachsen und Füchsen unter der Erde eingesetzt. Die Härte und Schmerzunempfindlichkeit, die ein Hund für diese unfairen Kämpfe benötigt, sind absolut gleichzusetzen mit dem ehemaligen Zuchtziel der Kampfhunde. Heute ist der Dackel hauptsächlich Begleit- oder Familienhund, somit veränderte sich selbstverständlich auch die ursprünglich wichtige Kampfbereitschaft. So sind die meisten Dackel heute verträgliche und friedliche Hunde. Ganz analog verhält es sich bei den sogenannten Kampfhunden.
Von der vielzitierten Studie, die besagt, dass für 25% der Bißverletzungen die 5% „Kampfhunde“ verantwortlich sind, gibt es keine näheren Angaben. Wenn tatsächlich eine Bißstatistik als Begründung herangezogen worden wäre, müsste der Deutsche Schäferhund und seine Mischlinge der Rasseliste angehören.
Was beeinflusst hundliches Verhalten?
In erster Linie spielen hier Sozialisation und Lernerfahrungen eine Rolle: Welpen und Junghunde sollen viele positive Kontakte zu Sozialpartnern (Menschen und andere Tiere) und Umwelteindrücken erleben. Dies stellt die so enorm wichtige Basis dafür dar, dass Hunde sich im menschlichen Alltagsumfeld wohl und sicher fühlen. Ein Hund, der sich in seiner Umgebung sicher fühlt, hat keinen Grund, sich zu wehren.
Machen Welpen und Junghunde hingegen keine oder schlechte Erfahrungen, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass sich diese Hunde in gewissen Alltagssituationen im menschlichen Umfeld unsicher fühlen oder sogar große Angst haben.
Zweiter wichtiger Faktor in Punkto „sozial verträglicher Hund“ stellt eine gute (Vertrauens-) Beziehung zu den BesitzerInnen dar. Verantwortungsbewusste Bezugspersonen wissen über Hundesprache Bescheid und informieren sich bei qualifizierten HundetrainerInnen über tierschutz- und hundegerechtes Training. Militärisches Gebrüll, Alpha-Wurf, Leinenruck, etc sollten schon längst der Vergangenheit angehören – gerade auch der Sicherheit wegen: Gewalt erzeugt Gegengewalt.
Der Faktor Rasse spielt in einem derart komplexen Sozialsystem, in dem Hunde gemeinsam mit Menschen leben, eine eher untergeordnete Rolle. Von Fachleuten wird der Erblichkeitsgrad von Wesensmerkmalen deutlich niedriger eingeschätzt, als der des körperlichen Erscheinungsbildes.
Auch aus juristischer Sicht ist es kaum haltbar, sämtliche Exemplare der vom Gesetzesgeber als „Kampfhunde“ bezeichneten Hunderassen von vorne herein als gesteigert aggressiv oder gefährlich einzustufen. Aggressionsverhalten gehört zum Normalverhalten eines jeden Hundes, egal ob Pitbull, Rottweiler oder Golden Retriever. Insofern ist es äußerst kritisch zu sehen, dass BesitzerInnen von sogenannten „Kampfhunden“ sowohl vermehrt zur Kasse gebeten werden, als auch diverse gesellschaftliche Hürden bis hin zu Diskriminierung ertragen müssen.
Aus Fehlern sollte gelernt werden: in einigen europäischen Ländern, in denen „Kampfhundegesetze“ erlassen wurden, wird deren Sinnhaftigkeit bereits massiv angezweifelt. In Italien wurden die Verordnungen zurückgenommen, da sie keine Verbesserung der Situation mit sich brachten.
Der Hundeführschein als Lösung?
Der aktuelle Wr. Hundeführschein ist nur eine Momentaufnahme. Die theoretische Prüfung besteht aus einem Multiple Choice Test ohne Ausbildung davor. Mehrfaches Durchclicken durch den Fragenkatalog reicht als Vorbereitung völlig aus.
Die praktische Prüfung zeigt die Bereitschaft des Hundes, sich von der/dem BesitzerIn untersuchen zu lassen und testet den vorausschauenden Umgang mit dem Hund. Hat ein Hund beispielsweise Angst vor Männern, ist es notwendig, Männern auszuweichen anstatt den Hund zum Kontakt zu zwingen. Erfolgt dieses Ausweichen vor potenziellen Stressfaktoren in der Prüfungssituation, gilt der Hundeführschein als bestanden.
Dies zeigt bereits, dass der Wiener Hundeführschein keine Ausbildung für „schwierige“ Hunde ist. Es gibt keine verpflichtende praktische Hilfestellung bei HundetrainerInnen, die mittels Motivation und positiver Verstärkung arbeiten.
Hunde, die diese Prüfung bestehen, sind somit weder weniger noch mehr gefährlich als davor.
Kleines Detail am Rande: Menschen, die mit ihren Listenhunden die Prüfung bestehen, werden nicht – wie alle anderen HundehalterInnen – ein Jahr von der Hundesteuer befreit!
Der eingeschränkt auf die Rasseliste verpflichtende Hundeführschein verfehlt aber nicht nur das erklärte Ziel, nämlich eine Erhöhung der öffentlichen Sicherheit. Negativ kommt hinzu, dass durch die Einschränkung auf bestimmte, angeblich „gefährliche“, Rassen Menschen wie Hunde diskriminiert werden: Kinder, deren Familienhund der Rasseliste angehört, werden in der Schule gemobbt, Nachbarschaftsstreitereien bekommen neue Themen, öffentliche Beschimpfungen stehen an der Tagesordnung – und das alles, ohne dass der vermeintliche Kampfhund jemals als solcher auffällig wurde.
Die Auswirkungen dieser alltäglichen, öffentlichen Diskriminierung sind verheerend. Sogenannte Kampfhunde werden abgegeben und ausgesetzt wie Spielzeug, das den Spassfaktor nicht erfüllt. Die Tierheime sind zum Bersten voll und knapp vor dem Aufnahmestopp. Die Menschen, die in der glücklichen Lage sind, einen Nicht-Listenhund zu besitzen, betrifft all das selbstverständlich auch: auf legale Art und Weise einen Dackel wegen lang andauernder Krankheit im Tierheim unterzubringen, ist nahezu unmöglich geworden.
Die Exekutierbarkeit der Rasseliste ist unabhängig von der fachlichen Verfehlung ein unmögliches Unterfangen. Selbst Kynologen haben gar nicht selten Schwierigkeiten damit, einander ähnliche Rassen zuverlässig auseinander zu halten, von Mischlingen gar nicht zu sprechen. Dass eine Schulung für PolizistInnen angedacht wird, ist zwar zu begrüßen, das wird aber das Dilemma nicht verändern. Entgegen der sonst gültigen Unschuldsvermutung liegt hier die Beweislast bei den BesitzerInnen: wird ein Hund verdächtigt, ein sogenannter Kampfhund(-mischling) zu sein, ist der/die BesitzerIn verpflichtet, den Unschuldsbeweis zu erbringen.
Ja, richtig, es muss nicht bewiesen werden, dass der Hund einer Rasseliste angehört, sondern der/die HundehalterIn muss den Beweis der Unschuld antreten. Und zwar mittels teurer DNA-Tests, deren Aussagekraft noch sehr umstritten ist.
Ob ein Hund potenziell gefährlich ist, muss immer noch individuell und rasseunabhängig entschieden werden - am besten durch vereinsunabhängige ExpertInnen, deren Methoden auf dem aktuellen Stand der Wissenschaft und gewaltfrei sind.
Um tatsächlich die öffentliche Sicherheit im Zusammenleben mit Hunden besser zu gewährleisten, sind aber noch einige Maßnahmen im Vorfeld zu treffen:
- ausreichend große Hundeauslaufflächen, um einen Ausgleich zu Leinen- und Beißkorbpflicht zu ermöglichen
- Verpflichtende Seminare über Hundeverhalten und -training vor der Anschaffung eines Hundes
- Regelung der TrainerInnenausbildung und -zertifizierung, Verpflichtung zu tierschutzkonformen Methoden
- keine Vermehrung
- kein Welpenhandel, kein Verkauf in Zoofachgeschäften
- streng geregelte Zucht (Exekution des Verbots von Qualzuchten), Gewährleistung einer ausreichenden Sozialisation der Welpen
- Verpflichtende Sterilisation oder Kastration
- Verbot von auf psychischer und physischer Gewalt basierenden Ausbildungsmethoden
- Verbot der bewussten Steigerung der Aggression, strenge Regelungen bzw. Verbot der Schutzhundeausbildung (auch im Sport)
- Aufklärung der Öffentlichkeit, vor allem der Kinder, über Grundlagen eines sicheren Umgangs mit fremden und bekannten Hunden
- Förderung von Tierheimen
- Einführung eines Qualitätsstandards von Tierheimen
Eine Rasseliste heuchelt eine einfache Lösung für ein komplexes Problem vor. Die individuellen Unterschiede im Verhalten sind viel bedeutender und zahlreicher, als rasseabhängige. Die Maßnahmen sind völlig inkorrekt, ineffizient und sogar grob fahrlässig. Hier wird ein „gut-böse, schwarz-weiß“-Bild vermittelt, das es so in der Realität nicht gibt.
Hunde und Menschen leben seit tausenden von Jahren miteinander. Was am Anfang möglicherweise eine reine Zweckgemeinschaft war, ist heute ein freundschaftliches Zusammenleben. Hunde sollten als Familienmitglieder mit eigenen Bedürfnissen und Interessen respektiert werden. Es versteht sich von selbst, dass Hunde weder als Waffe noch als Kinderspielzeug missbraucht werden dürfen. Hier stimmen die Interessen der Hunde und der öffentlichen Sicherheit absolut überein.

Freitag, 26. November 2010

LeserInnenbrief zum Artikel "Ruck & Zuck" im DOGS-Magazin

Sehr geehrte Damen und Herren,
ich bin grundsätzlich sehr froh darüber, dass das Thema Leinenruck und gesundheitliche Schäden von Ihnen behandelt wird (insbesondere das Interview mit Dr. Kerstin Röhrs). Am Beginn des Artikels „Ruck & Zuck“ wurde auch wirklich sehr anschaulich erklärt, welche Ursachen und Folgen das andauernde Zerren haben kann.
Leinenführigkeit zählt auch für mich zu den wichtigsten Dingen, die ein Hund lernen sollte, nicht zuletzt auch seiner Gesundheit wegen. Sehr schön erklärt wurde die Tatsache, dass sich die Anspannung der Leine allein schon auf den Hund auswirkt und somit aggressives Verhalten auslösen kann (klassische Konditionierung). Bis hierhin stimme ich größtenteils überein.
Als dann jedoch Hundetrainer Michael Grewe eine Anleitung für die richtige Anwendung eines – sehr verharmlosend formulierten – „verhältnismäßigen Leinenimpuls“ gibt, war mein positiver Eindruck zunichte gemacht. Wie kann man hier von „Verantwortung übernehmen“ sprechen?
Es ist auch ein haushoher Unterschied, „über das Mittel eines gelegentlichen Leinenrucks“ den Hund daran zu erinnern, dass Ziehen unerwünscht ist, oder die Leinenführigkeit völlig auf Leinengerucke aufzubauen. Im ersteren Falle gehe ich davon aus, dass der Hund mittels positiver Methoden bereits gelernt hat, an der Leine zu gehen - aber selbst dann lehne ich den systematisch eingesetzten „Leinenimpuls“ als Erinnerung ab.
Den Hund aber sprichtwörtlich „ins offene Messer“ laufen zu lassen, also einen Fehler seinerseits zu provozieren – denn der Hund weiß ja noch gar nicht, worauf es ankommt – ist absolut tierschutzrelevant. Es ist schockierend, was hier vorgetäuscht wird: „Solange du dich an der Leine befindest, sollst du dich verstärkt am Verhalten deines Menschen orientieren“. Dies wird aber nicht durch Vertrauen und Sicherheit erreicht, sondern durch Einschüchterung und Verunsicherung, wie Grewe auch offen zugibt. Denn der Hund lernt in Wirklichkeit nichts anderes, als dass eine angespannte Leine äußerst unangenehm werden kann und vermeidet daher diese Situation.
Durch die Anleitung „nicht auf den Hund eingehen“ und „ohne emotionale Regung“, wenn dieser verunsichert Richtung Frauchen/Herrchen blickt, soll wohl die Beziehung zum Hund nicht leiden. Das tut sie aber auf alle Fälle, denn der Hund wird in seiner Verunsicherung alleine gelassen – was nicht unbedingt für die Führungsqualität am anderen Ende der Leine spricht. Hier von Motivation des Hundes, die Lösung zu finden, zu sprechen, zeugt von völliger Unkenntnis oder bewusster Irreführung: ich bin motiviert, wenn ich etwas Positives erwarte, nicht, wenn ich nur etwas Negatives loswerde!
Am Schluss kommt aber der eigentliche „Wert“ dieser Übung zum Vorschein: wenn die Interessen des Menschen im Vordergrund stehen, hat der Hund sich anzupassen. Der Hund soll schon allein das Nicht-Beachtet-Werden als Signal sehen, dass er jetzt einfach „funktionieren“ muss – ansonsten wirds unangenehm!
In Fussgängerzonen, die an sich schon für Hunde sehr verunsichernd wirken, einen derartigen Gehorsam zu verlangen, erinnert an „die alte Schule“. Wodurch ist dieser Verlust an Empathie, Mitgefühl und Respekt vor den Bedürfnissen anderer Lebewesen begründet?
Zuguter letzt finde ich die Tatsache äußerst bedenklich, wie häufig wiederholt wird, dass dieses Training nichts für Autodidakten ist – aber dennoch eine detailierte Trainingsanleitung gegeben wird. Mir wird etwas übel, wenn ich an die vielen Autodidakten denke...
Und übrigens: Einigkeit „darüber, dass sich der Leinenruck als Standarderziehungsmethode eignet“ herrscht absolut nicht, zum Glück gibt es auch TrainerInnen, die mit tatsächlicher Motivation und Belohnung arbeiten und auf diese Weise eine wirklich vertrauensvolle und harmonische Beziehung zu ihrem Hund erreichen.
Ich hoffe wirklich, dass dieser Artikel eine Ausnahme darstellt, denn unter diesen Gesichtspunkten muss ich von einem geplanten Abo wieder absehen. Bisher war ich DOGS gegenüber sehr positiv eingestellt.
Mit freundlichen Grüßen,
Mag. Ursula Aigner
Verhaltensbiologin und Hundetrainerin

Spaziergang an der lockeren Leine – Erziehung notwendig oder überflüssig?

Es gibt wohl keinen Hund, der nicht mit dem Thema „Leine“ irgendwann mal konfrontiert wird. Besonders im städtischen Bereich ist die Leine aber nicht nur gesetzlich auferlegtes Übel, sondern auch eine notwendige Maßnahme im Sinne der Sicherheit für alle Beteiligten.
Um möglichst stressfrei und hundefreundlich das Beste aus der Leinen-Situation zu machen, ist das richtige Equipment besonders wichtig.
Die Verwendung eines Brustgeschirrs gegenüber einem Halsband ist unbedingt vorzuziehen.
Wenn ein Hund an einem Halsband regelmäßig zieht (oder gezogen wird), kann es zu Verschiebungen im Bereich der Halswirbelsäule, zu Quetschungen des Kehlkopfes und der Schilddrüse und zu einem Anstieg des Augeninnendrucks (Folgen: Netzhautablösung und grauer Star) kommen. Darüberhinaus erfolgen eine massive Sauerstoffunterversorgung im Gehirn und eine äußerst unangenehmene Lernerfahrung für den Hund.
Übrigens verbinden die wenigsten Hunde die gespannte Leine mit der „Würgesituation“. Entweder wirken sie vor Stress völlig hektisch, weil sie nicht wissen, wie sie den Druck verringern können, oder sie verknüpfen das „Gewürgt-werden“ mit dem Erscheinen von aus ihrer Sicht verantwortlichen Auslösern (andere Hunde, Menschen, Umweltreize aller Art) und reagieren auf diese immer negativer.
Die Verwendung eines Brustgeschirres bedeutet aber auf keinen Fall, dass ständiges Ziehen an der Leine kein Problem wäre:
Durch die Aufkrümmung der Wirbelsäule kann es zu einem Katzenbuckel kommen, der Schulter- und Oberarmbereich wird extrem belastet und bei zusätzlich schlechter Passform (Druck- oder Scheuerstellen) kann es unter den Achseln zu Reizungen oder sogar Verletzungen des Nervengeflechts und der Blutgefäße kommen.
Die Leine sollte gut in der Hand liegen und längenverstellbar sein: sogenannte Schleppleinen gibt es ab 5 Metern Länge. Hier kann je nach Situation entschieden werden, wieviel Spielraum der Hund haben kann. Der Teil der Leine, der gerade nicht gebraucht wird, wird aufgerollt in einer Hand gehalten.
Sogenannte „Flexileinen“ sollten möglichst nicht verwendet werden. Einerseits wird den Hunden auf diese Weise systematisch das Ziehen beigebracht, andererseits rutscht der Griff sehr schnell aus der Hand und wird zum gefährlichen Geschoss.
Doch wie lernt der Hund, (zumindest größtenteils) das Gehen an der lockeren Leine?
Methoden wie Leinenruck (auch verharmlosend „Leinenimpuls“ genannt) oder andere Einschüchterungstaktiken, die auf Druck und Strafe aufbauen, sind absolut nicht hundegerecht und daher abzulehnen.
Wenn Hunde regelmäßig durch sich-in-die-Leine-stemmen zum erwünschten Ziel kommen, werden sie es selbstverständlich weiterhin auf diese Weise versuchen. Erste Grundvoraussetzung ist also, rücksichtsvoll und aufmerksam mit dem Hund gemeinsam unterwegs zu sein.
Das bedeutet, den Hund (mit Leckerlis) so oft wie möglich zu belohnen, wenn die Leine durchhängt, und emotionsneutral stehen zu bleiben, wenn sich die Leine spannt. Hat der Hund dieses Prinzip einmal verstanden, kann die Belohnung selbstverständlich auch einfach das Weitergehen an sich (oder was auch immer der Hund tun möchte) sein. Hier heißt es Geduld haben und konsequent (nicht streng!) sein.
Bei manchen Hunden, die bereits über lange Zeit sehr erfolgreich im Ziehen waren, kann es sein, dass sich Verbesserungen sehr langsam einstellen. Hier hilft nur Geduld, Konsequenz und ggf. eine HundeverhaltenstrainerIn, die mit Motivation und Belohnung arbeitet. Oft genügen wenige Hinweise und Tipps, um zum gewünschten Erfolg zu kommen – immer vorausgesetzt, der/die BesitzerInnen nehmen ihre Verantwortung wahr.